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Die Seufzerprinzessin

Es war einmal ein reiches Land mit einem guten und verständigen Königspaar, das hatte eine wunderhübsche Tochter, die im ganzen Land nur "die Seufzerprinzessin" genannt wurde.

Ihr fragt euch, warum?

Nun, sie hatte eigentlich alles, was man sich erdenken konnte. Sie lebte in einem großen, wundervollen Schloss, hatte herrliche Gewänder, köstliches Essen, trug kostbares Geschmeide, ihre Eltern liebten sie von Herzen und jeder las ihr ihre Wünsche von den Augen ab.

Und doch......

Ein um's andere Mal sah man sie in ihrem goldenen Sessel sitzen, umgeben von all den Kostbarkeiten, sie hatte den Kopf in die Hand gestützt, beobachtete ihre Lieblingshunde beim Spielen und Herumtollen und kein Lachen kam aus ihrem lieblichen Mund, nicht mal Lächeln sah man sie.

Dann wiederum sass sie da, beobachtete ihre Lieblingskatze, die sich ihrem Pelz auf der Fensterbank von der Sonne bescheinen liess und sich wohlig räkelte, oft hörte man sie dann seufzen: "Ach, ich möchte wissen, wie das tut!"

Ihr Vater wurde immer besorgter, er veranstalltete Feste und Bälle zu ihrer Belustigung, er liess aus dem ganzen Land die besten Narren und Gaukler anreisen, er kaufte ihr eine ganze Menagerie zur Zerstreuung, nichts half.

Eines Tages rief er sie zu sich und sprach zu ihr: "Mein liebes Kind, du sitzest und seufzest den ganzen Tag, bitte sag mir doch, was ist es, was du so sehnlichst wissen möchtest."

"Ach lieber Vater", sagte die Prinzessin "wenn ich so sitze und meinen Hunden zusehe, wie hurtig sie herumtollen und wissen nicht woher und fragen nicht warum, dann sag ich mir, das muss die reine Lebensfreude sein. Ich möchte wissen, wie das tut, so zu empfinden."

"Nun Tochter, ist das alles?"

"Nein Vater, wenn ich so sitze und sehe meine Lieblingskatze, wie sie sich so selbstzufrieden in der Sonne räkelt, so denke ich mir, das muss die wirkliche innere Zufriedenheit sein. Ich wüsste zu gerne, wie das geht und wie das tut."

"Der König dachte nach und sprach: "Oh Tochter, das ist nicht einfach, ich weiss nicht, wie ich dich das lehren soll."

Da er aber ein liebender und fürsorglicher Vater und König war, rief er all seine Minister zusammen und liess auch nach allen Weisen im ganzen Land schicken.

Nach langer Beratung erhob sich ein sehr alter und weiser Mann und sprach:

"Majestät, Lebensfreude und innere Zufriedenheit kann man nicht lehren, die muss man selbst erfahren, sie kommt aus einem selbst. Gebt eurer Tochter eine Kutsche und einen Fahrer, lasst die durchs Land fahren und seht, was daraus wird."

So geschah es.

Die Prinzessin fuhr Tag um Tag aus in ihrer hübschen goldenen Kutsche mit den zwei weissen Pferdchen und besah sich die Welt, immer wieder seufzend: "Ich möcht zu gerne wissen, wie das tut!"

Eines Tages, als sie wieder ausfuhr, hörte sie eine Kichern und Plappern und zwischendrin ein leises Surren und Klacken.

Neugierig geworden, liess sie den Kutscher halten und folgte den Stimmen bis zu einem kleinen Garten an einem hübschen kleinen Häuschen.

Dort sassen einige Frauen und Mädchen, lachend und schwatzend an einem sich lustig drehenden Ding, das das surrende Geräusch machte.

Als die Prinzessin so dastand und zusah, wurden ihre Augen ganz groß und Wangen überzog eine zarte Röte. Sie seufzte: "Oh, wie wunderbar!"

Eine der Frauen bemerkte sie und kam auf sie zu: " Gnädiges Fräulein, wie kann ich euch zu Diensten sein? Kommt doch herein und setzt euch."

"Gute Frau," sprach die Prinzessin "sagt mir doch, wie nennt man das lustig surrende Ding und das, was ihr da tut?"

"Ei, gnädiges Fräulein, das sind Spinnräder und wir spinnen Wolle."

"Oh bitte, das möchte ich auch können. Könnt ihr mich das lehren?"

"Freilich geht das, kommt nur herein und setzt euch zu uns."

Nach einiger Zeit wurde der Kutscher unruhig und folgte seiner Herrin in den Garten, was er da sah, liess sein Kinn vor Erstaunen nach unten klappen. Er sah die Königstochter glücklich lachend und fröhlich schwatzend unter all den Frauen im Garten sitzen und an einem Spinnrad Wolle spinnen!

Wieder im Schloss angekommen, fiel die Prinzessin ihrem Vater um den Hals, erzählte ihm, was sich zugetragen hatte und jauchzte: "Oh liebtser Vater, nun weiss ich, wie das tut! Ich fühle die Lebensfreude, wenn ich einen Faden spinne und ich fühle die innere Zufriedenheit, wenn ich mein Garn zu einem Strang wickle und sehe, was ich geschaffen habe. Vater, ich bin glücklich!"

Von Stund an hörte man keinen Seufzer mehr von der Königstochter und aus ihren Gemächern drang nur ein leises Surren und regelmäßiges Klack, Klack.

Die Menschen im ganzen Land nannten sie nun "die glückliche Prinzessin" und wenn sie nicht gestorben ist, so spinnt sie wohl noch heute..................

 

von Susanne Breidsprecher

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